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Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Georg's Brave GNU World. Den
Anfang mache ich diesmal mit einem Projekt aus dem Bereich des
"Instant Messaging."
Probleme bereitet momentan noch die SOCKS5 Unterstützung, es arbeitet also noch nicht hinter Firewalls. Doch dies zählt zu den Dingen, die dem Autor sehr am Herzen liegen, und er hofft, bald auch die letzten Bugs eliminiert zu haben, um die Version 1.0 herausbringen zu können.
Im Zusammenhang mit diesem Thema habe ich mich mit Frederick Harwath (von dem übrigens die Idee für einen Hinweis auf GnomeICU stammt) über die Wichtigkeit eines wirklich freien Instant Messaging Protokolls unterhalten. Kurz darauf meldete er sich dann bei mir, um mir mitzuteilen, daß es ein derartiges Projekt unter dem Projektnamen "Jabber" bereits gebe.
Die Jabber-Architektur ist Client/Server orientiert, jeder User hat also einen Account auf einem Jabber Server, mit dem über den favorisierten Jabber Client kommuniziert wird. Jabber Clients werden für nahezu alle Plattformen entwickelt. Es gibt Unterprojekte, die an Clients für GTK+, GNOME, Qt/KDE, Tcl/Tk, UNIX Kommandozeile, JavaScript & CGI, Java, Windows, Macintosh, Mozilla und Newton arbeiten. Alle diese Clients verwenden XML, um mit dem Server zu kommunizieren.
Der Server bildet das Herzstück des Projektes. Einerseits kommuniziert er mit den Clients und anderen Jabber-Servern via XML, doch er kann auch mit anderen Diensten in Verbindung treten und deren z.T. proprietären Protokolle wie z.B. ICQ, AIM, SMTP, IRC, UNIX talk, WAP usw. in das offene XML Protokoll übersetzen. Das schöne dabei ist, daß die Clients sich nicht darum kümmern müssen, an welchen Dienst nun die Daten gehen sollen. Dies bietet den zusätzlichen Vorteil, daß bei Implementation eines weiteren Protokolls die Clients nicht angepasst werden müssen, da ihre Kommunikation mit dem Server davon nicht betroffen ist. Das Server-Modells bietet zudem eine zentrale Adresslisten-Verwaltung. Die Liste der Kontakte wird zusammen mit den persönlichen Informationen auf dem Server abgelegt, was dafür sorgt, daß dieselbe Adressliste unabhängig vom Client oder Betriebssystem verfügbar ist.
Um die Lizenzfrage nicht zu vernachlässigen: der Großteil des Codes unterliegt der GNU General Public License mit Ausnahme einiger shared Libraries, die der GNU Lesser General Public License unterstehen. Die gesamte Dokumentation wird laut Eliot Landrum unter der GNU Free Documentation License (s.u.) entstehen, also ebenfalls frei sein. Jabber qualifiziert sich also eindeutig als Freie Software.
Damit komme ich zum aktuellen Stand des Projektes. Der Server ist bereits benutzbar und bis zur Version 1.0 wird es wohl nicht mehr lange dauern. Auch die Anbindungen an ICQ, AIM und IRC sind in Arbeit. Da Jabber mit Hilfe eines XML Streams über einen TCP Socket funktioniert, kann es auch hinter Firewalls verwendet werden, es unterstützt jedoch noch keine Verschlüsselung in der Transportebene - doch es gibt hierzu bereits einige Ideen.
Obwohl die Version 1.0 noch nicht verfügbar ist, beginnt Jabber bereits, kommerzielles Interesse zu erregen. So wurde am 1. März 2000 von Webb Interactive Services Inc. die Gründung der Tochterfirma Jabber Inc. [7] bekanntgegeben. Da zu den Kunden von Webb u.a. CBS Switchboard, Inc., SmallOffice.com, Corel Corporation und RE/MAX International, Inc. gehören, wird man von dieser Firma sicherlich noch hören. Mich persönlich freut es, daß es eine weitere vielversprechende Firma gibt, die sich auf Freie Software stützt - diesen Trend gilt es zu erhalten.
Das nächste Projekt wurde von Patrick Plattes an mich herangetragen, der auch aktiv daran mitarbeitet.
Angestrebte Applikationen sind dabei sicherlich beispielsweise die Verwendung von Crypto-Token auf Chipkarten (siehe hierzu auch GPKCS-11 in Ausgabe #1 der Brave GNU World) oder die Identifikation gegenüber dem System. Doch momentan stellt weniger die technische als vielmehr die firmenpolitische Seite ein Hindernis dar, da es sich oft als schwierig erweist, die benötigten Spezifikationen zu erhalten.
Trotz dieser Schwierigkeiten enthält die Downloadsektion bereits mehr Software als ich hier direkt aufführen könnte. Wer also damit herumprobieren möchte, dem empfehle ich einen Blick auf die Homepage [8] zu werfen.
Nun komme ich zu einem Projekt, welches für Leute interessant sein dürfte, die mehr als einen Rechner besitzen, aber ihre Programme nicht an geclustertes Rechnen anpassen können bzw. wollen.
Ähnlich wie bei anderen "load-balancing" Systemen werden die zu lösenden Aufgaben GNU Queue übergeben. Auf welcher Maschine das Programm dann tatsächlich läuft, ist für den Benutzer irrelevant. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, daß GNU Queue in der Lage ist, auch interaktive Jobs - z.B. einen GNU EMACS - zu verteilen und in der aktuellen Entwicklungsversion auch Prozessmigration unterstützt. Dies bedeutet, daß Aufgaben auch während der Bearbeitung von einer recht stark belasteten Maschine auf eine weniger belastete auswandern können - die Verteilung passt sich also dynamisch den Gegebenheiten an.
Probleme bereitet allerdings noch die Implementation eines hierarchischen Verteilungsschemas, damit GNU Queue sich auch auf große Firmennetzwerke skalieren läßt, und Werner Krebs würde Hilfe in diesem Punkt durchaus begrüßen.
Womit ich zum letzten technischen Beitrag für diesen Monat komme.
Mit Hilfe von GRASS kann ein Benutzer Daten analysieren, speichern, modellieren und darstellen. Zusätzlich wurden seine Fähigkeiten in den Bereichen der Ingenieurswissenschaften, Hydrologie, Geologie, Physik, Statistik, Fernerkundung und mehr erweitert. Wie bereits klar geworden sein dürfte, handelt es sich um ein außerordentlich umfangreiches Projekt.
Kontrolliert wird GRASS über ein Tcl/Tk Interface, welches jedoch laut Berhard Reiter nicht vollständig zufriedenstellend ist, da noch viele Kommandozeilenoptionen und -konzepte erlernt werden müssen, um GRASS richtig zu bedienen. Bleibt noch zu erwähnen, daß die aktive Entwicklung von GRASS momentan über zwei Hauptquartiere läuft: die Baylor University in den USA sowie die Universität Hannover, Deutschland; die Koordination liegt momentan bei Markus Neteler.
Glücklicherweise wird GRASS aufgrund einer Initative von Bernhard Reiter seit 1999 unter der GNU General Public License vertrieben, so daß es keine Einschränkung bei der Verwendung und Erweiterung gibt. GRASS ist übrigens in das FreeGIS [11] Projekt eingebettet, welches Freie Software zu diesem Thema zu sammeln und zu koordinieren sucht.
Nun gut, obwohl dies vermutlich eher für einen kleinen Teil der Leserschaft von wirklicher Bedeutung ist, finde ich es doch immer wieder gut, über den Erfolg Freier Software in solchen Spezialgebieten zu hören - gerade wenn sie mit der Wissenschaft verküpft sind.
Der Zweck der Lizenz ist es, jedes Manual, Buch oder andere Dokument im Sinne des GNU Projektes "Frei" zu machen. Dabei wird ähnlich wie bei der GNU GPL das Recht garantiert, das Dokument kopieren und/oder modifizieren zu können und die originale oder modifizierte Kopie zu kommerziellen oder nichtkommerziellen Zwecken weiterverteilen zu dürfen. Um dabei den Urheber des Dokumentes zu schützen, wurde die GNU FDL dahingehend entworfen, daß dabei bestimmte Modifikationen vorgeschrieben bzw. ausgeschlossen sind.
So darf z.B. ein modifiziertes Dokument ohne ausdrückliche Einwilligung des Autors nicht unter dem ursprünglichen Namen vertrieben werden. Außerdem müssen dann auf der neuen Titelseite mindestens fünf ursprüngliche Autoren aufgeführt sein. Gibt es weniger als oder genau fünf vorherige Autoren, müssen alle erwähnt werden.
Zusätzlich verpflichtet die GNU FDL dazu, eine "History" Sektion zu führen, die im Zweifelsfall von dem modifizierenden Autor anzulegen ist. An oberster Stelle dieser Sektion muß der ursprüngliche Titel des Dokuments mit dem Autor erscheinen. Dann werden jeweils die neuen Titel mit Autor und Anmerkungen zu den Modifikationen angefügt. Dieser Eintrag ist zwingend. Selbstverständlich dürfen ältere Einträge nicht modifiziert werden und auch das Entfernen der gesamten Sektion wird ausdrücklich untersagt.
Wer es genauer wissen möchte, dem empfehle ich, sich die originale GNU FDL [12] durchzulesen. Es ist das erklärte Ziel, die Dokumentation aller GNU Projekte unter die GNU FDL zu stellen und natürlich auch, andere Autoren zu ermuntern, diese zu verwenden. Das Hauptanwendungsgebiet ist definitiv die Dokumentation von Programmen, doch auch Bücher o.Ä. werden ganz bewußt nicht ausgeschlossen.
Was ich in diesem Zusammenhang noch gerne in den Raum stellen möchte, ist die Frage nach den Meinungen zu einer GNU Free Picture License. Diese wurde von Stefan Kamphausen - seines Zeichens der Designer des Brave GNU World Logos und Testleser der deutschen Ausgabe - und mir diskutiert. Die Frage ist nun, wie man eine derartige Lizenz implementieren könnte, bzw. was sie leisten müßte, um einerseits die Freiheit zu gewährleisten und andererseits den Autor angemessen zu würdigen. Etwas in der Art einer modifizierten GNU FDL erschiene mir sinnvoll, aber ich bin nicht sicher, wie man die Lizenz mir dem Bild verknüpfen sollte. Es gibt einige Formate, die es erlauben, Kommentare anzuhängen. Doch was geschieht beispielsweise, wenn ein solches Bild dann in ein anderes Format überführt wird, bei dem dies nicht möglich ist?
Im Augenblick sammle ich noch Ideen zu diesem Thema, wer also etwas zur Diskussion beizutragen hat, den bitte ich, sich an mich zu wenden [1].
Und damit bin ich wieder einmal für diesen Monat am Ende angelangt.
Es gibt außerdem noch eine Brave GNU World interne Veränderung, die ich Euch nicht vorenthalten wollte. Nach über einem Jahr wird sich OKUJI Yoshinori von seiner Tätigkeit als japanischer Übersetzer verabschieden, da ihm mittlerweile die Zeit dafür fehlt. Er wird aber weiter als Scout für die Brave GNU World aktiv sein, und ich bin sicher, daß wir nicht zum letzten Mal von ihm gehört haben. Die japanische Übersetzung übernimmt von nun an IIDA Yosiaki, den ich hier noch einmal herzlich begrüßen möchte.
Wer sich übrigens wundert, was aus dem T-Shirt Projekt geworden ist, dem sei gesagt: nein, ich habe es nicht vergessen und alle Interessenten werden noch von mir hören. Mir fehlt aufgrund einer Deadline im April nur momentan leider die Zeit, mich intensiver darum zu kümmern. Außerdem suche ich noch nach dem richtigen Motiv - Grafikbegeisterte sind herzlich aufgefordert, sich bei mir zu melden.
Das war es nun aber wirklich. Bitte zögert nicht, Euch an mich zu wenden [1], wenn ihr Fragen, Anmerkungen, Ideen oder tolle Projekte habt.
Infos |
[1] Ideen, Anregungen, Kommentare an die Brave GNU World:
column@gnu.org
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Please send FSF & GNU inquiries & questions to
gnu@gnu.org.
There are also other ways to contact the FSF.
Please send comments on Georg's Brave GNU World (in English or German) to
column@gnu.org,
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webmasters@www.gnu.org,
send other questions to
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Copyright (C) 2000 Georg C. F. Greve
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30 May 2000 tower